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Der Ex-Prokon-Chef und das Nacktfoto

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Der Ex-Prokon-Chef und das Nacktfoto

Am Dienstag entscheidet sich in Hamburg die Zukunft des insolventen Itzehoer Windstrom-Produzenten Prokon. Die Gläubigerversammlung verspricht ein Drama zu werden, denn es stehen sich zwei Seiten unversöhnlich gegenüber: Der Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin und mehrere Anlegerschützer wollen Prokon sanieren. Der Firmengründer und Ex-Chef Carsten Rodbertus will den Insolvenzverwalter absetzen und einen neuen wählen lassen. Ein Pleitier schmeißt seinen Insolvenzverwalter raus? Das wäre wohl ein einzigartiger Vorgang.

Bis zum Beginn der Versammlung am Dienstag versuchen beide Seiten, noch möglichst viele Anleger-Vollmachten einzusammeln. Das Ringen um die Stimmen nimmt immer schrillerer Züge an. Rodbertus greift mit diversen Vorwürfen den Insolvenzverwalter an und spricht von der drohenden “Zerschlagung”. Der Insolvenzverwalter hingegen verweist darauf, dass die Staatsanwaltschaft Lübeck gegen Carsten Rodbertus ermittelt. Der Prokon-Gründer steht im Verdacht, sich des Betrugs, der Untreue und der Insolvenzverschleppung strafbar gemacht zu haben.

Am Donnerstag schien das Niveau der Auseinandersetzung dann endgültig auf das unterste Level gefallen zu sein. Die “Bild”-Zeitung veröffentlichte ein Foto, das Rodbertus und zwei Geschäftsführer eines Geschäftspartners mit nacktem Oberkörper zeigte, vor ihnen räkelte sich eine Stripperin. Das Foto könnte das Ansehen von Rodbertus bei seinen Anlegern weiter beschädigen.

Rodbertus hat deshalb reagiert und im Internet eine Stellungnahme veröffentlicht. Wie so oft, ist er sich keines Fehlverhaltens bewusst:

“Wenn jeder, der auf Geburtstagsfeiern, Junggesellenabschieden oder ähnlichen Feiern mit freiem Oberkörper Kontakt mit einer Stripperin hatte, einen Skandal auslöst, wer wäre da nicht betroffen? Im Übrigen ist die Dame, wie im Artikel beschrieben, als Überraschung für das Geburtstagskind Günther Hilmer von den Mitarbeitern der HIT bestellt und bezahlt worden.”

Entscheidend wird am Dienstag sein, welcher Seite die Anleger mehr vertrauen entgegen bringen. Rodbertus rechnet auf seiner Internetseite schon einmal vor: Seine “Arbeitsgemeinschaft für eine lebenswerte Zukunft von PROKON” habe inzwischen 14.000 Vollmachten. Das wäre ein bemerkenswerter Vertauensbeweis für jemanden, der Prokon in die Insolvenz geführt hat. Andererseits ist Skepsis angebracht, ob diese Angaben wirklich stimmen: Carsten Rodbertus hat es mit Zahlen nie so genau genommen.

Streng vertraulich! Das WELT Investigativ Blog


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